In
dit boekje (klein van formaat, maar toch 220 bladzijden), uitgegeven
bij Im Siedler Verlag
in 1988 (en daar vervolgens veelvuldig herdrukt), gaat Marion Dönhoff
- voluit Marion Hedda Ilse Dönhoff, in beide gevallen eigenlijk te
vervolledigen met haar titel (Gräfin)
vóór de familienaam - op zoek naar haar kindertijd. Daarbij neemt
de intussen al 18 jaar overleden auteur je mee naar een gebied dat
niet meer bestaat, noch in ruimte, noch in tijd.
De
vader van de gravin was August Karl Dönhoff (uiteraard óók graaf,
gezien het hier niet gaat om het soort "adel" dat door,
bijvoorbeeld, de belgische koninklijke familie ieder jaar gemaakt
wordt), diplomaat en politicus. Haar moeder was Maria von Lepel,
hofdame van de laatste Duitse keizerin Augusta Victoria. Zelf werd ze
geboren op het familiegoed Schloss Friedrichstein, ten oosten van
Koningsbergen (tegenwoordig Kalinigrad) in Oost-Pruisen.
Marion
Dönhoff studeerde in de jaren 1930 economische wetenschappen in
Frankfurt, kwam daar in verzet tegen de opkomende nazi's, en zette
haar studies vanaf 1933 verder in het Zwitserse Bazel. In 1938 nam ze
de leiding op zich van het tweede familielandgoed Quittainen en
tijdens de Tweede Wereldoorlog stond ze in nauw contact met de
zogenaamde Kreisauer
Kreis, een groep van
conservatieve intellectuelen die samenzwoer tegen Hitler. Zij was
minstens zijdelings betrokken bij de Stauffenberg-coup van juli 1944.
Duitsland
ging helaas mét Hitler ten onder en eind januari 1945 moest Marion
Dönhoff net zoals vele miljoenen anderen Oost-Pruisen verlaten toen
de Sovjets het gebied bezetten. Ze reisde te paard in zes weken
vanuit Quittainen naar het westen (voor wie een indruk wil krijgen
van wat die "verhuis" in de praktijk betekende, verwijs ik
graag naar het schitterende Die
Flucht, een tv-film uit
2007, die over die exodus uit Oost-Pruisen handelt) en vestigde zich
uiteindelijk in Hamburg, waar ze in 1946 begon te schrijven voor het
liberale Die Zeit.
Aanvankelijk
steunde ze Adenauer, maar ze gaf al relatief vroeg te kennen dat
diens eis om de verloren gebieden terug te krijgen moest begraven
worden. Dit werd haar, terecht, door vele andere Vertriebenen
niet in dank afgenomen en het heeft haar merkwaardig genoeg ook nooit
belet veel aandacht te besteden aan het gebied. Zo ook dus in dit
boek, waarin ze het bovendien heeft over een "systeem", een
manier van leven dat toen is opgehouden te bestaan: de adel zoals die
tot op dat moment nog bestond in Oost-Pruisen, maar bijvoorbeeld ook
in Hongarije. Dat ze dat zo goed gekund heeft, zal ongetwijfeld mee
te danken zijn aan professor Edgar Salin, die haar tijdens haar
studies in Bazel kon overhalen niet te promoveren op - godbetert -
Karl Marx, maar op de economische geschiedenis van het landgoed
waarop ze opgroeide, waardoor minstens een aantal zaken van het in
1945 voor de rest "verloren gegane" Friedrichsteiner
archief bewaard bleef.
Maar
ik geef graag het woord aan Marion Dönhoff om u duidelijk te maken
waarover dit boekje gaat (en ook wel om te tonen welk mooi en
makkelijk verstaanbaar Duits ze wel schreef):
"Meine
vier ältesten Geschwister - zwei Brüder und zwei Schwestern - waren
acht bis zehn Jahre älter als ich. Mein ältester Bruder hatte als
siebzehnjährigen Freiwilliger noch einen Teil des Ersten Weltkrieges
mitgemacht. Von den drei jüngeren war ich die jüngste: vor mir ein
drei Jahre älterer Bruder, Christoph, sowie eine kranke Schwester,
für die es eine eigene Pflegerin gab.
Meine
eigene Erinnerung an den Ersten Weltkrieg beschränkt sich auf einen
Besuch Hindenburgs [de veldmaarschalk, inderdaad, noot van mij], der
1916 eine Woche Urlaub in Friedrichstein machte. Als die Russen zu
Beginn des Krieges, gleich im August 1914, in Ostpreußen eingefallen
waren, hatte man uns Kinder zur Schwester meiner Mutter geschickt,
die in Sachsen mit einem Herrn von Helldorff verheiratet war. Wir
wurden erst zurückgeholt, nachdem Hindenburg in der Schlacht bei
Tannenberg die Russen wieder aus Ostpreußen vertrieben hatte.
Diese
Schlacht wurde sehr rasch zu einem Mythos; es hieß, die russische
Offensive sei in den masurischen Sümpfen steckengeblieben - ich sah
die Russen festgewurzelt im Moor stehen, und natürlich taten sie mir
sehr leid. Der Heros der Schlacht war der von vielen Legenden
umrankte siegreiche Feldherr General von Hindenburg.
Als
er nach Friedrichstein kam, war ich recht enttäuscht, daß er so gar
nicht dem Bild entsprach, das ich mir von ihm gemacht hatte. Er war
groß und schwer, ging ziemlich steif mit merkwürdig kurzen
Schritten und glich mit seinem Schnurrbart eher einem Nußknacker,
wie ich ihn einmal in einem Bilderbuch gesehen hatte, als jenem
göttergleichen Helden meiner Vorstellung. Hindenburg hatte 1911
seinen Abschied genommen, und man erzählte, er sei im August 1914 -
siebenundsechzigjährig - so überraschen wieder geholt worden, daß
er nicht einmal eine feldgraue Uniform hatte, sondern in einer Art
Litevka in Ostpreußen angereist kam.
Tannenberg
war offenbar die einzige Kesselschlacht des Ersten Weltkrieges;
damals wurden neunzigtausend Gefangene gemacht. Es muß in der Tat
eine geniale Leistung gewesen sein; von den acht vorhandenen
deutschen Armeen waren nämlich sieben sogleich im Westen eingesetzt
worden, so daß für Ostpreußen nur eine einzige Armee zur Verfügung
stand, die den vielfach überlegenen russischen Heerscharen
standhalten mußte."
__________
"Sein
Schicksal [dat van Joachim, een van de vijf kinderen van vorst
Lieven, wiens gezin in 1918 een jaar op Friedrichtstein verbleef,
noot van mij] war übrigens besonders tragisch. Als ich während des
Zweiten Weltkrieges die Verwaltung der Güter führte, war es mir
gelungen, ihn immer wieder von Militärdienst freistellen zu lassen,
weil die Behörde einsah, daß er als einzige männliche Hilfskraft -
meine Brüder befanden sich im Krieg - unentbehrlich war. Aber im
letzten Kriegsjahr stach auch dieses Argument nicht mehr: Er wurde
eingezogen und, ohne daß man Widerspruch geltend machen konnte,
ausgerechnet einer Waffen-SS-Einheit zugeteilt. Für den ferventen
Anti-Nazi ein schwerer Schicksalsschlag. Sein letzter Brief kam im
Januar 1945 aus der Nähe von Kolmar; dann hat man nie wieder etwas
von ihm gehört."
__________
"Meine
Mutter war sich ihrer Stellung sehr bewußt, das kam auf zweierlei
Weise zum Ausdruck. Ihre Richtschnur war, was 'man' tut, und noch
wichtiger, was 'man' nicht tut. Hierin war sie unbeirrbar und
unbeugsam. Die Auskunft, der Einwand, die Feststellung 'Das tut man
nicht' war ein absolutes Verdikt, damit war jede Argumentation am
Ende, danach gab es nichts mehr. Und was man tut oder nicht tut, das
waren die Spielregeln der Gesellschaft - präziser gesagt, einer
privilegierten Kaste -, die sich in langen Generationen
herausgebildet hatten. Denn natürlich verlangten Privilegien auch
eine Gegenleistung, ein ganz bestimmtes Verhalten. Wer dem nicht
entsprach, wer sich daran nicht hielt, wurde automatisch aus der
Gesellschaft ausgestoßen oder 'nach Amerika geschickt', wo er allen
Beteiligten aus den Augen war.
Konvention,
der Begriff, den eine spätere Generation mit so großer Heftigkeit
bekämfpt hat - konventionell ist ja zum Inbegriff alles Hohlen,
Äuserliche, Sinnlosen geworden -, war für meine Mutter und ihre
Zeit etwas sehr Maßgebliches. Mir schien, daß zwar die Form im Sinn
von Stil sehr wichtig ist, nicht aber die Konvention; gegen sie
entwickelte sich auch bei mir sehr früh Widerspruch. Schätzen lernt
man sie erst, wenn man gesehen hat, wie haltlos die Menschen ohne
Konvention sind.
Im
Zentrum jener Spielregeln stand die Ehre als ein aus ritterlichen
Zeiten überkommenes Erbstück. Für die Ehre, dem König zu dienen,
den Ahnen gerecht zu werden, das Vaterland zu schützen, dafür wurde
vieles andere aufgegeben. Die Ehre war gewissermaßen die
Komplementärgröße zu den Privilegien. Umsonst gibt es eben nichts,
in keinem System.
Die
Ehre verlangte absolute Loyalität gegenüber dem König und den
bestehenden Wertvorstellungen. Dienst am Herrscher war damit zugleich
auch Dienst am eigenen Interesse, denn auf solche Weise wurde für
die Kontinuität der bestehenden Herrschaftsstrukturen gesorgt -
obgleich die meisten sich über diesen Zusammenhang wahrscheinlich
gar nicht im klaren waren. Bei der landangesessenen Aristokratie war
es auch die Identität von Eigentum und Herrschaftsverhältnissen,
die das Bündnis von Thron und Adel sicherte, das noch verstärkt
wurde durch die Rolle, die der Adel in der Verwaltung spielte, vom
Minister bis hinunter zum Landrat.
Die
Spielregeln waren - auch dies ist wichtig - ein Schutzschild gegen
allerlei Anfechtungen, sozuzagen ein Sicherheitsgeländer, an dem man
sich entlanghangeln konnte.
Was
gegen die Ehre war, konnte nicht stattfinden, beispielsweise waren
Ehescheidungen für Offiziere und hohe beamte absolut indiskutabel
und zogen den Verlust der Stellung nach sich. Schulden machen war
fast ebenso schlimm; ein Leutnant, der mit Spielschulden
zusammenbrach, meinte, sich erschießen zu müssen. Oft tat er dies
auch. Daß schon Schiller in 'Kabale und Liebe' und Goethe in
'Werthers Leiden' diese Art Wertordnung in Zweifel gezogen hatten,
änderte nichts an deren Realität. Denn auch in ihrem Endstadium war
diese Ordnung noch immer eine in sich ruhende, nach außen
wasserdicht abgeschlossene Welt, die sich der Gültichkeit ihrer
Maßstäbe sicher wähnte. Was die Dichter dichteten, das war eben
Literatur und hatte mit der Wirklichtkeit nichts zu tun.
Die
landangesessene Aristokratie erhob ja im allgemeinen auch keinerlei
Anspruch, zu der Welt der Dichter oder Intellektuellen zu gehörn. Im
Gegenteil, sie machte durchaus deutlich, daß dies nicht ihre Sache
sei - teils aus Hochmut, teils aus dem Wunsch heraus, nicht bei
falschen Prätentionen ertappt zu werden. Einer aus diesem Kreise
hatte eines Tages einen Artikel geschrieben - allein dies schon ein
leicht anrüchiges Unterfangen -, dann aber hatte er diesem auch noch
den Titel gegeben Ex
Oriente Lux. Seitdem
hieß er nur 'der Orientlux'.
Vielleicht
kann man sagen, daß damals die Ehre etwa die Rolle spielte, die
heute das Geld einnimmt. Sie war des Güter höchstes, und weil das
Geld nicht so wichtig erschien wie heute, gab es auch die jetzt
allenthalben üblichen Korruptionsaffären nicht.
Natürlich
gab es, ungeachtet des 'Geländers', auch damals Affären. Aber sie
hatten eher mit geheimen Liebschaften und mit Ehebruch zu tun als mit
Geld. In solchen Fällen war das wichtigste, dafür zu sorgen, daß
die Verfehlung nicht außerhalb der eigenen Schicht bekannt wurde.
Ich erinnere mich der gelegentlichen Warnung: 'Pas
devant les domestiques -
nicht vor den Dienstboten', wenn bei Tisch irgendeine Klatscherei zur
Sprache kam."
__________
"Nichts
wurde gekauft, alles selber produziert, Eier, Gemüse, Obst.
Konsumiert wurde alles zu seiner Zeit, also immer dann, wenn die Zeit
für das jeweilige Obst oder Gemüse gekommen war.
So
wurde eben wochenlang erst Spinat gegessen, dann kamen Erbsen dran,
bis sie zu Kanonenkugeln herangereift waren; danach gab es Mohrrüben.
Alles wurde überdies eingemacht oder in anderer Weise für den
Winter präpariert: Mohrrüben in Sand eingegraben, Gurken in
Steintöpfe eingelegt und der daraufgesetzte Holzdeckel mit einem
Stein beschwert. Auch Fleisch wurde nie gekauft. Im Herbst und Winter
gab es Wild, natürlich das ganze Jahr über Hammel- oder Kalbfleisch
und alles, was der Hühnerhof zu bieten hatte."
__________
"Aus
jenen Jahren ist mir ein Erntefest in Quittainen, einer Stiftung, die
meiner Familie gehörte, in besonderer Erinnerung. Mein Bruder hatte
seine obligate Rede gehalten, und wie üblich sollte nun der Kämmerer
antworten. Da trat überraschend der Vorarbeiter Marx [voor de
duidelijkheid: niet dé Marx, noot van mij] vor und sagtenur einen
Satz, der sich mir unauslöschlich eingeprägt hat: 'Herr Graf, wenn
wieder wo noch einmal einer 'Kraft durch Freude' machen muß, dann
bitte nicht ich. Kraft durch Freude war eine Erfindung der Nazis, die
damit ihre Volksverbundenheit und ihr soziales Engagement unter
Beweis stellen wollten: Ausgesuchte, verdiente Leute wurden von der
Partei für vierzehn Tage nach Mallorca eingeladen.
Oberinspektor
Klatt hatte lange überlegt, wem diese Auszeichnung zufallen sollte
und sich schließlich für Marx, den besten und zuverlässigsten
Mitarbeiter, entschieden, obgleich er ihn nur schwer entbehren
konnte. Nach jenem vernichtenden Resümee des Bevorzugten meinte
Klatt: 'Der Marx hat ganz recht, nächstes Jahr schicken wir den
Schwarz, der taugt sowieso nicht."
__________
"Deren
Mutter [de vrouw van Graf Siegfried Lehndorffs, noot van mij] war
übrigens eine Tochter des erzkonservativen Herrn von
Oldenburg-Januschau, der politisch und auch als Nachbar Hindenburgs
eine gewisse Rolle gespielt hat. Mein vater schätzte ihn gar nicht,
er war ihm zu reaktionär, aber die Leute amüsierten sich sehr über
die junkerlichen, oft deftigen Bonmots, die von ihm kursierten: 'Die
Krippen sind immer dieselben, nur das Rindvieh, das draus frißt, das
wechselt', sagte er im Hinblick auf die Wahlen zum Reichstag."
__________
"Jede
Revolution beginnt mit dem Versprechen, die soziale Ungerechtigkeit
der bestehenden Herrschaftsstruktur zu beseitigen und Freiheit an die
Stelle von Unfreiheit zu setzen. Meist aber dauert es nicht lang, bis
andere Formen von Ungerechtigkeiten etabliert werden und an die
Stelle der alten Unfreiheiten neue treten. Ist das Netz neuer
Gesetze, Verordnungen, Tabus und Gebräuche fertig geknüpft,
beginnen die Menschen sofort, nach Löchern zu suchen - und sie
finden sie auch."
En
met dat laatste citaat van Marion Gräfin Dönhoff beëindig ik graag
deze boekbespreking.
Björn Roose
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